Bio-Gemüsegrossproduktion und Hopfenanbau

Am frühen Morgen des 20. Juni versammelte sich eine neugierige Gruppe von Teilnehmenden in Winterthur und reiste Richtung Stammheim. Nach einem Kaffee und Gipfeli ging die Exkursion dann endlich los.

Karotten, Solarstrom und ein Heer von Traktoren

Unter der exzellenten Führung von Walter Koch und Georg Feichtinger besichtigten wir den grössten Bio-Rüebli-Produzenten der Schweiz. 25% der verkauften Karotten in der Schweiz stammen heute aus Bio-Produktion mit einem Wachstum von 2-3% pro Jahr. Auf dem Hof der Familie Rathgeb werden jährlich 30 Millionen Karotten produziert. Auf einer Feldvisite erlebten wir hautnah, wie mit grosser Sorgfalt Bodenproben genommen und analysiert werden – die lockere, durchwurzelte Erde ist ein Zeichen für gesunden Boden und nachhaltige Bewirtschaftung.

Ganz ohne chemische Hilfsmittel verlangt der Bio-Anbau einiges ab. Der Kampf gegen das Unkraut bedeutet ohne Pestizide viel maschinelle Arbeit: 80 bis 90 Traktoren, unzählige Maschinen und mehrere hundert saisonale Arbeitskräfte stehen während der Erntezeit im Einsatz. Eine zentrale Herausforderung besteht im Spannungsfeld zwischen den strengen Auflagen für den aufwändigen Bioanbau, dem Pflanzenschutz, den hohen Anforderungen der Grossverteiler und der wirtschaftlichen Rentabilität.

Der Betrieb vereint ökologische Verantwortung mit moderner Landwirtschaft: Rüstabfälle werden in einer nahegelegenen Biogasanlage in Energie umgewandelt, während rund 900’000 kWh Solarstrom jährlich direkt auf dem Hof erzeugt werden – ein wichtiger Beitrag zur erneuerbaren Energieversorgung. Zum Abschluss der Exkursion erhielten alle Teilnehmenden einen prall gefüllten Sack mit frischem Biogemüse – mhhh, lecker.

Vom Feld ins Bierglas: Die Welt des Hopfens

Nach einem kurzen Transfer erwartete uns Familie Reutimann auf ihrem Hof mit einem liebevoll zubereiteten Mittagessen unter schattigen Bäumen: Hopfenwürstchen, Vegiburger, Kartoffelsalat, kühles Wasser und ein erstes Bier – der ideale Einstieg in den zweiten Teil der Exkursion.

Die Reutimanns gehören zu den letzten drei Hopfenbauern im Zürcher Stammheim. Seit vier Generationen kultivieren sie diese aussergewöhnliche Pflanze mit viel Herzblut. Auf fünf Hektaren wachsen hier ausschliesslich weibliche Pflanzen – denn nur sie enthalten das wertvolle Lupulin, das für die Bierherstellung unentbehrlich ist. Bis zu 7 Meter hoch schiessen die Pflanzen empor, werden jährlich zurückgeschnitten und können 40 bis 60 Jahre alt werden.

Trotz 34 Grad Celsius liessen wir uns den Besuch des Hopfenlehrpfads nicht entgehen. Markus Reutimann führte uns mit grossem Fachwissen und viel Witz durch die faszinierende Welt des Hopfens. Beim abschliessenden Rundgang durch den Brauprozess konnten wir unterschiedliche Hopfenaromen degustieren – von blumig bis herb – und lernten, wie vielfältig der Einfluss des Hopfens auf den Biergeschmack ist.

Diese Exkursion hat auf eindrucksvolle Weise gezeigt, wie viel Engagement, Technik und Naturverbundenheit hinter unseren täglichen Lebensmitteln steckt. Wir danken allen Beteiligten für die gelungene Organisation und die unvergesslichen Eindrücke!

Bericht von Hubert John