Die Delfine von Shark Bay – eine der komplexesten Tiergesellschaften weltweit

Dr. Michael Krützen, Anthropologisches Institut und Museum, Universität Zürich
Freitag, 15. November 2013, 20.00 Uhr
ZHAW. grosser Physikhörsaal, Technikumstrasse 9, 8400 Winterthur

Denkt man an komplexe Sozialstrukturen und Werkzeuggebrauch im Tierreich, kommen uns sofort unsere nächsten Verwandten, die Menschenaffen in den Sinn. Eher am Rande denkt man in diesem Zusammenhang auch an Delfine – wahrscheinlich aus dem Grunde, dass deren Verhalten sehr viel schwerer zu erforschen ist als das der meisten terrestrisch lebenden Arten und daher weniger bekannt ist. Intensive Feldforschung an einer Population von Indo-Pazifischen Tümmlern im westaustralischen Shark Bay in den letzten 30 Jahren hat dieses Bild grundlegend revidiert. Geht es um kulturelle Weitergabe von Werkzeuggebrauch, stehen Delfine den Menschenaffen fast in nichts nach. Die Sozialstruktur von Delfinen in Shark Bay scheint jedoch um vieles komplexer zu sein als die von Menschenaffen und ähnelt in einigen wichtigen Aspekten der unserer eigenen Spezies.

Dr. Michael Krützen vom Anthropologischen Institut der Universität Zürich behandelt in seinem Vortrag zwei herausragende Aspekte, welche aus der Langzeitforschung in Shark Bay hervorgegangen sind. Die Delfine in Shark Bay sind eine der weltweit wenig bekannten Populationen von marinen Säugetieren, in der das Erlernen von Werkzeuggebrauch zur Futtersuche kulturell weitergegeben wird. Der Gebrauch von Werkzeugen erlaubt denjenigen, die es beherrschen, eine neue ökologische Nische auszunutzen und sich so Vorteile zu verschaffen. Die männlichen Delfine aus Shark Bay sind zudem bekannt für ihre ungewöhnliche und komplexe Allianzbildung beim Paarungsverhalten, eine Verbindung, die im Tierreich ihresgleichen sucht. Dieses Verhalten kann nur durch äusserst komplexe kognitiveMechanismen erklärt werden.

Der Vortrag ist öffentlich und gratis. Gäste sind herzlich willkommen.

Präsentation

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