Neue Therapien bei Querschnittgelähmten – Regenerationsfähigkeit von Gehirn und Rückenmark

Prof. Dr. Martin E. Schwab, Inst.für Hirnforschung, Universität ZH/Dep.Biologie, ETH ZH
Freitag, 22. Januar 2010, 20.00 Uhr
ZHAW, grosser Physikhörsaal, Technikumstrasse 9, 8400 Winterthur

Ein Mensch wird durch einen Unfall querschnittgelähmt. Sein Leben ändert sich radikal innert Sekunden. Die Aussicht auf ein normales Leben ist ihm genommen. Einer der weltweit führenden Neurologen in der Hirnforschung ist Prof. Martin E. Schwab. Zusammen mit seinem Team erforscht er, wie Querschnittgelähmte einen Teil ihrer ursprünglichen Bewegungsfähigkeit zurückbekommen können. Seine Resultate lassen aufhorchen und geben zur Hoffnung Anlass. Zu seinem Vortrag sagt der Forscher: «Grosse Gewebezerstörungen in Gehirn oder Rückenmark, wie sie bei Querschnittlähmungen, Hirnverletzungen oder Schlaganfällen auftreten, führen zu funktionellen Defiziten. Das Erholungsvermögen ist sehr stark beschränkt. Bei kleineren Gewebeverlusten führen Kompensations- und Umschaltungs-Prozesse zu einer grossen, manchmal sogar vollständigen, funktionellen Erholung. Heute suchen die Neurowissenschaften nach Wegen, um diese Erholungsprozesse und die Wirkung neurorehabilitativer Massnahmen zu verstehen und zu optimieren. Molekularbiologische Untersuchungen haben gezeigt, dass in den Nervenfaserhüllen spezifische Wachstumshemmstoffe, zum Beispiel das Membraneiweiss Nogo-A, vorhanden sind. Schaltet man die Wirkung von Nogo-A durch Antikörper aus, lässt sich die Wachstums- und Regenerations-Fähigkeit von Faserbahnen in Gehirn und Rückenmark massiv steigern. So kann eine solche Therapie auch bei grossen Rückenmarks- und Gehirnverletzungen noch signifikante funktionelle Verbesserungen bewirken.» Diese tierexperimentellen Befunde werden zurzeit in klinischen Tests an frisch verletzten Patienten erprobt.

Der Vortrag ist öffentlich und gratis. Gäste sind herzlich willkommen.