Stadtbäume im Stress

Matthias Brunner, MSc ETH, Baumexperte, Matthias Brunner AG
Freitag, 5. Februar 2016 – 20.00 Uhr
ZHAW, grosser Physikhörsaal, Technikumstrasse 9, 8400 Winterthur
Gastgesellschaft: Archimedes

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Matthias Brunner

Wieder musste ein scheinbar gesunder Baum gefällt werden. Für viele war das Vorgehen der Behörden völlig unverständlich. «Die Baummörder gehen um», lautete ein Leserbrief in der lokalen Presse. War die Fällaktion wirklich nötig gewesen? Näheres Zusehen vermittelte ein anderes Bild. Proben aus dem Bauminneren hatten gezeigt, dass der Kern des Baumes angefault war, ein Weissfäulepilz hatte ihn befallen. Der Baum hätte bald einmal Mensch oder Verkehr bedroht. Stadtbäume unterliegen einem vielfachen Stress. Luftverschmutzung, Bodenverdichtung und Tiefbauten wie Kanalisationen und Leitungen schränken den ursprünglichen Lebensraum des Baumes immer mehr ein. Dazu kommen neue Krankheiten wie die Kermesschildlauf auf Steineichen oder Pseudomonas-Bakterien auf Rosskastanien. Kann die Wissenschaft das Leben von Stadtbäumen verlängern?

Der heutige Referent ist Fachmann für kranke Bäume. Er kennt die Stresssituation der Bäume wie kein Zweiter und hat mit seinem Team völlig neuartige und umweltschonende Pflanzenschutzverfahren für Stadtbäume entwickelt. Ihn beschäftigen z.B. Fragen, ob in Zukunft der asiatische Laubholzbockkäfer mit einem Wirkstoff bekämpft werden könnte statt ihn zu fällen. Könnten Bäume wie in der Humanmedizin prophylaktisch und kurativ gegen Krankheiten behandelt werden? Mit Schalltomographie lässt sich «in den Baum hineinsehen» und damit dessen Zustand objektiv beurteilen. Eine Vergleich von Krankheitsverläufen über längere Zeiträume wird möglich. Der Vortrag zeigt, wie Wissenschaft Unsichtbares sichtbar macht und neue Erkenntnisse ermöglicht.

Der Vortrag ist öffentlich und gratis. Gäste sind herzlich willkommen.

Aus technischen Gründen können wir hier leider keine Videoaufzeichnung des Vortrags anbieten.