Prof. Dr. Richard R. Ernst, Laboratorium für Physikalische Chemie, ETH Zürich
Sonntag, 6. November 2011 – 11.00 Uhr
Alte Kaserne Winterthur, Technikumstrasse 8, 8400 Winterthur
Gastgesellschaften: Astronomische Gesellschaft Winterthur AGW, Swiss Engineering STV
Ein physikalischer Chemiker, der zufällig in Kontakt gekommen ist mit tibetischem Buddhismus, macht sich Gedanken über die unterschiedlichen Vorstellungswelten von Physik und Metaphysik in der westlichen Naturwissenschaft und in östlichen Philosophien, besonders im Zusammenhang mit buddhistischen Lehren. Er macht dabei auf unterschiedliche Auffassungen und auf erstaunliche Übereinstimmungen aufmerksam. Beide Bezüge führen zu einem vertieften Einblick in unser Naturverständnis.
Die wohl tiefgreifendste Diskrepanz betrifft die Behandlung von Gegensatz-Paaren. Die westliche Wissenschaft und Denkweise basiert auf dem Herausarbeiten von Unterschieden. Im Westen wird versucht zu klassifizieren: hell oder dunkel, gut oder böse, richtig oder falsch. Daraus resultiert ein binäres, logisches Denken, das sich zwanglos mathematisieren und computerisieren lässt.
Buddhistische Philosophie hat einen grundsätzlich andersartigen Ansatz, welcher im tibetischen Begriff Tendrel (rten ’brel), «abhängige Entstehung» oder «dependent co-origination», begründet ist. Hier werden Gegensatzpaare als sich ergänzende Aspekte einer gemeinsamen Realität verstanden. Dies hat weitgehende Konsequenzen in Philosophie, Religion, Kultur und Weltanschauung und führt direkt zu Toleranz und Offenheit gegenüber Andersartigem. Erstaunlicherweise hat die moderne Quantenphysik ähnliche Gedanken entwickelt, wo alternative und ergänzende Betrachtungsweisen notwendig sind, zum Erfassen der ganzen Realität.
Ein Gespräch mit dem Wissenschaftler und Musik mit jungen Künstlern des Musikkonservatoriums Winterthur ergänzen die Veranstaltung.
Unkostenbeitrag: Fr. 10.- (SchülerInnen Fr. 5.-). Ein Kaffee und Gipfeli inbegriffen