Die NGW hat in Zusammenarbeit mit der Stadt Winterthur zwei Tafeln mit Informationen zur Entstehung der Figuren auf der Chöpfi aufgestellt.

Wie die Chöpfi-Figuren entstanden sind

Rund 15 Millionen Jahre alt sind die Steine, die an der Südwestspitze des Wolfensberg als sonderliche Figuren aus dem Boden ragen. Wie aber sind sie entstanden? Gibt es dazu eine Geschichte? Ist es eine einzigartige Laune der Natur?
Sicher ist, dass schon vor etwa hundert Jahren die Stelle hier «Chöpfi» genannt wurde. Seit 1958 ist das auch auf der offiziellen Schweizer Landeskarte der Fall.
Bezüglich Herkunft aber ist sich die Fachwelt nicht sicher. Von verschiedenen Seiten her wurden die «Chöpfi-Figuren» untersucht. Eine Erklärung ist deren Entstehung durch die Folgen eines Meteoritenabsturzes, aber auch ein Ablauf von Gesteinsbildung und Erosion während vieler Millionen Jahre wird in Betracht gezogen. Beide Erklärungen haben etwas für sich. Nun wird nach weiteren Argumenten gesucht, bis die eine oder andere Erklärung bestätigt werden kann oder verworfen werden muss.
Durch Austausch von Argumenten, dass Suchen nach Erkenntnissen, den Dialog entsteht neues Wissen. So funktioniert Wissenschaft – viel Spass!

So entstand die Landschaft um Winterthur

Vor rund 15 Millionen Jahren lag Winterthur  in einer weiten Flussebene. Im Süden erhoben sich die Alpen. Damals wie heute nagten Wind und Wetter an dem Gebirge. Flüsse trugen Kies, Sand, Silt und Ton aus den Bergen in das Vorland. Die Ablagerungen, die dabei entstanden, nennt man Molasse.
Nach der Ablagerung wurden diese zunächst losen Sedimente zu festem Gestein gepresst: Nagelfluh, Sandsteine und Mergel.
Die Gesteine der Chöpfi gehören zur jüngsten Einheit der Molasse: zur sogenannten Oberen Süsswassermolasse. Diese umfassen bei Winterthur rund 1000 m Ablagerungen aus Sandstein, Nagelfluh und Mergel.

Millionen Jahre später werden diese ehemaligen Flussablagerungen durch die Erosion wieder freigelegt.
Die Gletscher, welche die Gegend seit etwa 2.6 Millionen Jahren immer wieder überziehen, spielten dabei eine wichtige Rolle. Aber auch Regen, Flüsse, Wind und Wetter lassen das Gestein zerfallen

War es ein Meteorit?

or 14.6 Millionen Jahren schlug beim heutigen Städtchen Nördlingen ein Meteorit ein. Es entstand ein Krater («Nördlinger Ries») mit über 20 km Durchmesser. Nördlingen liegt rund 200 km von Winterthur entfernt.
Dieser Einschlag löste eine gigantische Erschütterung und damit Erdbebenwellen aus, die nachweislich weite Teile Süddeutschlands und der Nordschweiz erfassten. An verschiedenen Orten Süddeutschlands fand man Verformungen in Ablagerungen, die man mit diesem Ereignis in Verbindung bringt.

Könnte auch die eigenartige Bildung der Chöpfi mit dem Einschlag zusammenhängen?
Manchmal lösen Erdbebenwellen Verformungen von noch jungen Ablagerungen aus. So kann wassergesättigter Sand unter erhöhtem Porendruck durch die Druckwelle in den darüberliegenden Sand hineingepresst werden. Dabei bilden sich ein senkrechte «Schlote» von dm- m Länge. Das dadurch entwässerte Sediment fällt «in sich» zusammen.

Was für diese Erklärung spricht

Die Erosionsformen der Chöpfi sind ziemlich aussergewöhnlich- wie auch das Ereignis des Meteoriteneinschlages.
Das Alter der Sandsteine der Chöpfi entspricht ungefähr dem Zeitpunkt des Meteoriteneinschlages

Sind es «Knauer»?

Bei der Umwandlung eines lockeren Sandes zu einem festen Sandstein spielen mehrere Prozesse eine wichtige Rolle. Einerseits wird das Sediment durch den Druck der Überlagerung verdichtet, andererseits zirkuliert in den Poren Wasser mit gelösten Mineralien. Diese Mineralien kristallisieren an den Rändern der Sandkörner, die dadurch zusammengeklebt und verkittet werden.
Die Zirkulation des mineralreichen Wassers variiert mit der Durchlässigkeit. Diese und damit die «Verkittung» kann aufgrund von geringen Schwankungen der Korngrösse und des Gehaltes an Tonmineralien kleinräumig stark schwanken

Wenn Wind und Wetter diese Gesteine nach vielen Millionen Jahren wieder freilegen, modelliert die Erosion die ungewöhnlichen, knollenförmigen Gebilde mit stärkerer «Verkittung» heraus: Man nennt sie Knauer. Sie repräsentieren die etwas stärker verkitteten Bereiche. Manchmal erkennt man in der Form der Knauer die ursprünglichen Sedimentkörper, in vielen Fällen sind sie aber unregelmässig begrenzt.

Was für diese Erklärung spricht

Die «Köpfe» scheinen in Schichten angeordnet zu sein; Sedimentstrukturen (Schichtung, Schrägschichtung) sind in den Köpfen und ausserhalb der Köpfe erhalten; bei seismischen Entwässerungsstrukturen wäre zu erwarten, dass diese massiv gestört sind.
Knauerbildung ist ein in Molassesandsteinen verbreitetes Phänomen, wenn es auch selten so ausgeprägt wie in der Chöpfi ausgebildet ist.

Die Geschichte der Wulfilos und dem Fluch des Wolfes, erzählt von Peter Lippuner

Sind die Figuren versteinerte Wulfilos?

Früher lebten Menschen in einer mit Dornen und Ästen bewehrten Siedlung am Zusammenfluss von Eulach und Töss. Sie nannten sich Wulfilos, denn sie hatten mit den Wölfen einen Bund zum gegenseitigen Schutz geschlossen. Wer diesen Bund jedoch verletze, über den sollte ein grausames Unglück kommen. Dieses Abkommen hielt lange Zeit. Wolf und Mensch lebten friedlich beisammen.
Über die Jahre geriet der Bund jedoch in Vergessenheit. Ein junger Wulfilo ging einst in der Gegend der heutigen Chöpfi jagen. Plötzlich begegnete er einem Wolf. Er erschrak sehr. Weil er vom uralten Schutzbund nichts mehr wusste, zog er Pfeil und Bogen und erschoss er den Wolf. Sterbend sagte das Tier zum Schützen: «Dein Kopf, pass auf deinen Kopf auf…!».
Der Himmel wurde rabenschwarz, es blitzte und donnerte, Sturmböen fegten vom Irchel, vom Brüelberg und vom Chomberg her übers Tal, Verwüstung und Chaos entstand. Giftige Dämpfe entstiegen dem Boden, Erdspalten öffneten sich und verschluckten den fliehenden Mann bis nur noch sein Kopf herausschaute.
Im Dorf hörte man das Schreien und eilte zu Hilfe. Doch allen erging es gleich. Sie wurden vom Boden verschluckt bis nur noch die Köpfe herausschauten.
So entstand die Chöpfi. Seit jener Zeit haben die Menschen Angst und Respekt vor dem Wolf.

Neu erzählt von Peter Lippuner, 2023

Impressum

Idee und Wissenschaft: Peter Lippuner, Iwan Stössel, Helmut Weissert
Illustrationen: Anne Seeger, www.bilderei.ch
Produktion: Matthias Erzinger, www.uandme.ch
Montage: Stadtgrün Winterthur

Projektträgerschaft

Naturwissenschaftliche Gesellschaft Winterthur NGW

Stadtgrün, Stadt Winterthur

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